Landschaftszerstörung durch Bauen unvermeidlich?

Ein Diskussionsbeitrag von Marc Schauecker

Als Naturfreund bin ich über die zunehmende Zerstörung unserer Naturlandschaften sehr besorgt über die Entwicklung von Baugebieten. Die unten stehenden Gedanken dazu sind meine persönliche Meinung, jedoch wird dabei nicht einseitig nur gegen weiters Zubauen unserer Heimat argumentiert, sondern auch Lösungsansätze aufgezeigt.

In vielen Publikationen von Zukunftsforschern und namhaften Wissenschaftler wird ausgeführt, dass es in eine Sackgasse führt, wenn immer weiter Flächen bebaut werden. Viele Menschen wollen eine weitere Landschaftszerstörung durch Bauen – ihrer Heimat -  nicht mehr hinnehmen. Es bilden sich erfolgreiche Bürgerinitiativen gegen neue Baugebiete, die Diskussionen darüber in den Städten und Gemeinden nehmen zu.

Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und Lebensqualität.

Immer mehr Menschen ist es klar, dass es mit der galoppierenden Naturzerstörung durch Flächenfraß so nicht mehr weitergehen kann. Zu Recht befürchten sie eine Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und Lebensqualität.Denn:

  • Boden ist eine endliche Ressource, die nicht vermehrt werden kann.
  • Boden ist sehr wertvoll:
    - Im Boden wird das klimaschädliche Co² gespeichert.
    - Unversiegelter Boden speichert Wasser und vermeidet Überschwemmungen.
    - Boden ist die Grundlage für Neubildung von Grundwasser, aus dem wir unser   Trinkwasser gewinnen.
    - auf Ackerland wachsen unsere Lebensmittel.
    - Auf Grünland wachsen Obstbäume.
    - Viele Insekten, Vögel und Niederwild haben im Grünland ihre Lebensgrundlage.
    - Wald ist eine unentbehrliche Ressource für die Artenvielfalt, Holzgewinnung, Co²-Speicherung, Klimaschutz und Grundwasser.

Wohnraummangel – nicht überall!

Jeden Tag liest man in der Zeitung und in den Medien: Es herrscht Wohnraummangel – wir brauchen eine Wohnbauoffensive. Damit wird die Ausweisung und Planung von immer neuen Baugebieten begründet. Es wird gebaut auf Teufel komm raus. Unsere Dörfer und Städte wuchern wie ein Krebsgeschwür immer weiter aus. Wertvoller Lebens- und Naherholungsraum wird unwiederbringlich zerstört. Doch stimmt die Mär vom Wohnraummangel  überhaupt? Das kommt darauf an, wo man hinschaut. Eine schlüssige Belegung der behaupteten Wohnungsnot wird in den bisher in den Medien verbreiteten Beiträge nicht greifbar geliefert. Richtig ist, dass ein erschreckender Teil der Bevölkerung wohnungslos ist, nämlich ca. 1,2 Millionen, und dies mit stark steigender Tendenz. Dazu Thomas Specht, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe: „Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum ist unzureichend, der Sozialwohnungsbestand schrumpft ständig. Seit 1990 ist der Bestand an Sozialwohnungen um ca. 60 % gesunken. 2016 gibt es noch ca. 1,2 Millionen Sozialwohnungen, bis 2020 werden weitere 170.000 aus der Bindung fallen. Zusätzlich haben Kommunen, Bundesländer und der Bund eigene Wohnungsbestände an private Investoren verkauft. Damit haben sie Reserven bezahlbaren Wohnraums aus der Hand gegeben.“
Die bedeutend zunehmende Zahl Wohnungsloser in unserem reichen Land ist ein Skandal. Dagegen helfen gezielte Baumaßnahmen mit kreativer Architektur, jedoch nicht Baugebiete für Einfamilienhäuser. Das Bauen ist in Deutschland im Vergleich mit Nachbarländern wie den Niederlanden oder Österreich wesentlich teurer. Das liegt an der Regelungswut der Bauordnungen der einzelnen Bundesländer. Durch eine für alle Länder einheitliche Bundesbauordnung liessen sich die Baukosten durch Standardisierung und  anderes soweit senken, dass günstigere Mieten und Erwerbskosten möglich wären. Das verschläft die Politik, momentan ist Seehofer als Bundesbauminister zuständig, seit Jahren.
In Deutschland gibt es jedoch auch Regionen, die von Landflucht betroffen sind. Gemeinden überaltern, die Jungen ziehen weg. Viele Häuser stehen leer, die Infrastruktur verfällt. Schulen und Kindergärten werden geschlossen. Arbeitsplätze sind rar, die Gemeinde stirbt aus. Es kann natürlich jeder für sich entscheiden, wo er leben möchte. Doch ich sehe die Boomzentren nicht in der Pflicht, dem unentwegten Zuzug die Bahn zu ebnen. Und gleichzeitig Vorschub zu leisten, dass manche Regionen immer weiter abgehängt werden und „ausbluten“.

Innenentwicklung vor Außenentwicklung

Auch in den Metropolregionen, in die viele wegen der Arbeitsplätze wollen, gibt es viel Leerstand sowie Industrie und Gewerbebrachen. Neue Bauformen und Konzepte können auf bestehenden Flächen verwirklicht werden. Die überalterte Gesellschaft braucht neue Formen des Zusammenlebens. Sonst stehen die Einfamilienhäuser, in denen nur noch ein oder zwei Menschen leben, weil die Kinder weggezogen sind, leer (Stichwort Unternutzung) und die Pflege- und Altersheime platzen aus allen Nähten. Die Frage sei erlaubt: Ist ein Baustopp auf bisher unversiegelten Flächen sinnvoll? Warum müssen für alle, die in die Metropolregionen ziehen wollen, die Möglichkeiten dazu geschaffen werden? Wenn es keinen Wohnraum bzw. bezahlbaren Wohnraum dort gibt, regelt sich das doch von selbst. Die Menschen können doch auch dort bleiben, wo sie gerade sind. Sonst entwickelt sich dort gar nichts und in den Boomregionen kollabiert die Natur.

Kann Wohnungsmangel und Zuzug durch mehr Bauen behoben werden?

Lässt sich durch immer mehr Bautätigkeit der Wohnungsmangel beheben? Eher nicht. Es ist doch ein Kampf gegen Windmühlen: Je mehr gebaut wird, desto mehr Leute wollen her ziehen. Der Auto- und Lkw-Verkehr nimmt zu und verlangt nach immer mehr Straßen. Staus und Luftverschmutzung sind die Folge. Es ist kein Ende ab zusehen. Und wenn dann alles zugebaut ist? Dann ist die Landschaft zerstört und die Lebensqualität aller Menschen, die darin leben ist beim Teufel.

Stopp neuer kommunaler Baugebiete für Einfamilienhäuser

Ein immer weiter gehender Flächenfraß ist weder Fortschritt noch Wachstum, sondern eine Bankrotterklärung der Vernunft. Zukunftsweisende Baugenossenschaftliche Projekte für generationenübergreifende Wohnformen sind die Zukunft. Allein für solche Bauprojekte sollen noch Baugenehmigungen erteilt werden. Daher plädiere ich für einen Stopp neuer kommunaler Baugebiete für Einfamilienhäuser. Mehr als 40% der Haushalte in Deutschland sind Singlehaushalte. Ältere Menschen leben oft allein und einsam, nicht selten in großen Einfamilienhäusern. Neue Wohnmodelle wie Baugruppen und Baugenossenschaften, mit einer Kombination von Privat- und Gemeinschaftsflächen sind also marktgerechter und preisgünstiger als Einfamilienhäuser. Für solche der aktuellen Entwicklung angepasste Wohnformern sollte es entsprechende Baumöglichkeiten geben. Diese können innerhalb der Kommunen entstehen und bieten vielen Menschen Raum, ohne dass wertvolle Landschaftsgebiete dafür zerstört werden müssen. 

Die freundlicherweise von Manfred Grohe zur Verfügung gestellten Bilder zeigen die Landschaftszerstörung durch Wohn- und Gewerbebau auf den Härten. Es sind Bilder, die in den 70er Jahren und in den letzten Jahren entstanden sind. Sie sprechen für sich selbst.

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